Organizing Architectures: Coloniality

Die moderne Architektur und die gebaute Umwelt wurden durch Netzwerke kolonialer Macht organisiert. Um die Regime dieser Organisation zu untersuchen, schlägt die Vortragsreihe vor, die Aufmerksamkeit von Kolonialismus auf Kolonialität zu verlagern. Kolonialismus bezeichnet gemeinhin ein historisches System der territorialen Expansion, politischer Herrschaft, wirtschaftlicher Ausbeutung und kultureller Hegemonie, das von den europäischen Mächten vom 15. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts praktiziert wurde und durch militärische Besetzung, die Auferlegung fremder Institutionen, die Ausbeutung von Ressourcen und die Unterwerfung der lokalen Bevölkerung gekennzeichnet war. Im Gegensatz dazu ist Kolonialität ein kritisches theoretisches Konzept, das im Kontext des dekolonialen Denkens entwickelt wurde, insbesondere von Wissenschaftler*innen wie Aníbal Quijano, Walter Mignolo und María Lugones. Es bezieht sich auf die fortdauernden Muster von Macht, Wissen und Subjektivität, die über das formale Ende kolonialer Herrschaft hinaus bestehen bleiben. Kolonialität wirkt durch die anhaltende globale Dominanz westlicher Erkenntnistheorien, die Marginalisierung nicht-westlicher Wissenssysteme sowie durch das Fortbestehen rassistischer Hierarchien und wirtschaftlicher Abhängigkeiten in der postkolonialen Welt. Quijanos Konzept der Kolonialität der Macht beschreibt, wie koloniale Herrschaftsformen Teil des Projekts der Moderne selbst wurden. Die Vortragsreihe untersucht Kolonialität als analytischen Rahmen zum Verständnis modernistischer Architektur und Stadtplanung in verschiedenen geografischen Kontexten. Sie fragt: Wie prägen diese fortbestehenden Wissenssysteme, Hierarchien und Abhängigkeiten noch immer die Architektur? In welchen architektonischen Institutionen, Netzwerken und Diskursen überlebt oder gedeiht die Kolonialität der Macht sogar? Welche räumlichen Praktiken, Prozesse oder Techniken können diesen Tendenzen entgegenwirken? Die Vortragsreihe lädt zu kritischen, interdisziplinären und kontextgebundenen Untersuchungen darüber ein, wie Kolonialität das architektonische Denken und Handeln weiterhin prägt.

Die Vorträge finden auf Englisch statt.

Ort: Auditorium im Deutsches Architekturmuseum (DAM), Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main

Mitglieder der Architektenkammer Hessen (AKH) können bei Teilnahme 2 Fortbildungspunkte pro Vorlesung erwerben.

OA Plakat Coloniality Winter Semester 2526

26.11.2025, 19:00
“Tracing Political Violence in Postcolonial Architecture: The Body Keeps the Score”
Vortrag von Prof. Dr. Anoma Pieris [Melbourne School of Design]

10.12.2025, 19:00
“The Favela as Figure: Colonialist Afterlives and Urbanism’s Technocratic Aesthetics in 1920s Rio de Janeiro”
Vortrag von Prof. Dr. Adrian Anagnost [Tulane University School of Liberal Arts New Orleans]

04.02.2026, 19:00
“(Zionist) Coloniality under (British) Colonialism: The Architectural and Warfare Modernism of Yohanan (Eugene) Ratner in Mandatory Palestine”
Vortrag von Prof. Dr. Alona Nitzan-Shiftan [Technion – Israel Institute of Technology Haifa]

11.2.2026, 19:00
“Architectures of the Archive: Reorganizing Memory and Heritage”
Mit Beiträgen von Setareh Noorani [Nieuwe Instituut Rotterdam] und Prof. Dr. Sung Hong Kim [University of Seoul] sowie einer Führung durch die Ausstellung “Out of Storage” mit Evelyn Steiner [Kuratorin]