Vortrag beim III Colonial and Post-Colonial Landscapes Congress / Session 2: Housing architecture for colonial and migrant workers. Control, education and everyday organization
Dieser Beitrag untersucht die räumliche Dimension migrantischer Wohnpolitik im heutigen Frankfurt, indem er sich auf die Entstehung informeller architektonischer Geografien konzentriert, die von überproportionaler privater Vermietung an indische hochqualifizierte Migrant*innen (HSMs) geprägt sind. Obwohl sie eine der am schnellsten wachsenden und finanziell mobilsten Migrant*nnengruppen in Deutschland sind, werden indische HSMs routinemäßig vom regulären Wohnungsmarkt ausgeschlossen, was dazu führt, dass sie sich in alternden, minderwertigen Wohnungsbeständen konzentrieren. Dieses Phänomen entfaltet sich nicht durch formale Planung, sondern durch rassifizierte Vermieterstrategien, die de facto eine Segregation bewirken.
Die Bedeutung der Untersuchung indischer HSMs liegt in dem analytischen Paradoxon, das sie verkörpern: Obwohl sie wirtschaftlich privilegiert sind, werden sie als unerwünschte Mieter*innen rassifiziert, was die Grenzen der Klassenmobilität in den städtischen Regimen des postkolonialen Europas aufzeigt. Ihr Fall stellt die konventionelle Einteilung in „schutzbedürftige“ und „erfolgreiche“ Migrant*innen in Frage und bietet Einblicke in die Art und Weise, wie rassistischer Kapitalismus und neoliberale Wohnungsbauregelungen ineinandergreifen, um räumliche Ausgrenzung zu reproduzieren — selbst für die am besten Qualifizierten.
Auf der Grundlage ethnografischer Feldforschung und urbaner Kartierung zeichnet der Beitrag nach, wie diese Dynamik eine Schattenarchitektur der Kontrolle erzeugt, die koloniale Logiken der Eindämmung unter dem Deckmantel der Marktrationalität widerspiegelt. Indem privater Vermieter als Schlüsselakteur*innen identifiziert werden, legt der Beitrag offen, wie spekulative und rassifizierte Wohnpraktiken zur architektonischen Produktion von Segregation von Migrant*innen beitragen. Diese sich abzeichnende Typologie — räumlich peripher, in schlechtem Zustand und rassistisch motiviert — bietet einen kritischen Blick auf die Art und Weise, wie Wohnraum als Steuerungsinstrument in der postkolonialen Stadt eingesetzt wird.
III Colonial and Post-Colonial Landscapes Congress
11.-13. Februar 2026
Fundação Calouste Gulbenkian, Lissabon