Vortrag beim III Colonial and Post-Colonial Landscapes Congress
von Dorothea Douglas
Session 17: Topographies of Forced Labor. (Im)mobility, Disposability, and Liminality
Hannah Arendt unterscheidet das antike Konzept der Sklaverei von dem der Moderne: Während es in der Antike darum ging, die Mühsal des Lebens zu vermeiden, ist Sklaverei für die Moderne ein Mittel zur Beschaffung günstiger Arbeitskraft mit dem Ziel der Profitmaximierung. Da der wirtschaftliche Imperativ zunehmend alle Aspekte der menschlichen Existenz dominiert, erfährt die Mehrheit der Gesellschaft eine Proletarisierung, die den Einzelnen innerhalb des entfremdenden Systems der Massenproduktion seiner sinnvollen Handlungsmöglichkeiten beraubt. Dieses Panel lädt zu Beiträgen ein, die die gebaute Umwelt nicht nur als ein Gefüge von ästhetischen und technologischen Objekten betrachten, sondern auch als Manifestationen von Arbeitsbeziehungen – insbesondere von Zwangsarbeit. Der Einsatz von Zwangsarbeit wurde oft durch die Schaffung eines minderwertigen “Anderen” auf der Grundlage von race, Geschlecht, Religion, Ethnie, Nationalität und Wissen gerechtfertigt.
Ausbeutungsregime – seien es Unternehmen, staatlich unterstützte Institutionen oder souveräne Staaten – fügen Ausgestoßene, die als weniger schützenswert gelten, in ihren techno-ökonomischen Apparat ein und nutzen räumliche Interventionen, um sie dem öffentlichen Blick zu entziehen, sie leicht umzusiedeln, sie unverhältnismäßig stark Umweltgefahren auszusetzen, sie als entbehrliche Subjekte an die Frontlinien des Krieges zu stellen und in minderwertigen Lebensbedingungen festzuhalten.
Dieses Panel befasst sich mit der architektonischen Geschichte solcher Gewalttaten, die in Ketten von Stigmatisierung, Enteignung und Ausbeutung eingebettet sind. Wir laden dazu ein, über Zwangsarbeit als modernes Phänomen nachzudenken, bei dem die Menschenrechte vom Status der Staatsbürgerschaft abhängen und der technische Fortschritt zu einer komplexeren baulichen Umgebung führt, die die massenhafte Unterwerfung, Inhaftierung und Ausbeutung verstärkt. Wir freuen uns auf Beiträge, die sich kritisch mit der räumlichen Dynamik von Zwangsarbeit in kolonialen und postkolonialen Kontexten auseinandersetzen, einschließlich Leibeigenschaft, Menschenhandel, politische Gefangene, staatlich verordneter öffentlicher Dienst und Ausbeutung in den Lieferketten von Unternehmens.
III Colonial and Post-Colonial Landscapes Congress
11.-13. Februar 2026
Fundação Calouste Gulbenkian, Lissabon