Bei schweren Waldbränden in Griechenland ging 2021 fast ein Viertel der Insel Euböa in Flammen auf. Zwei Jahre später überflutete Sturmtief Daniel das verbrannte Gebiet. Klimabedingt spielen die Jahreszeiten verrückt, Dürre und Hitze werden zur Norm. Gerade in dieser von der Landwirtschaft geprägten Gegend ist die Zukunft mehr als ungewiss. Doch viele Menschen bleiben in den Dörfern, kämpfen um ihr Dasein und ihr Einkommen. Das Leben geht irgendwie weiter. Doch wie eigentlich genau? In einer ethnografischen Untersuchung soll den alltäglichen Bemühungen der Dorfbewohner*innen nachgegangen werden. Wie gehen sie praktisch mit der Situation um? Bewältigen sie die katastrophalen Umstände, (wie) finden sie trotz der ungewissen Zukunftsaussichten Zuversicht? Lassen sich hier Architekturen des Bleibens identifizieren – derjenigen, die bleiben, sowie Architekturen, die ein Bleiben ermöglichen?

Angesichts des gesellschaftlichen Ringens um Land und Lebensgrundlagen in Nordeuböa wirft das Projekt eine aktuelle Frage auf: Wie wird das Zusammenleben und das Bewohnen der Katastrophe sozial, ökologisch, materiell und räumlich organisiert, insbesondere von denjenigen, die nah an der Natur und ihrer Kräfte leben und arbeiten? Indem es nach den Ökologien wie nach dem Sozialen fragt, nach dem (alltäglichen) Materiellen wie dem Politischen, schlägt das Projekt eine Brücke zwischen den Disziplinen Soziologie, Architekturforschung, Geografie und Stadtplanung. Dadurch ergänzt es das Graduiertenkolleg „Architekturen Organisieren“ um eine ländliche und affektzentrierte Perspektive. Die Forschung beschäftigt sich damit auch mit der Frage, wie in transapokalyptischen ländlichen Räumen progressive Zukünfte vorstellbar werden können.