Das Dissertationsprojekt erforscht das Zusammenspiel von internationalem Recht und der räumlichen Organisation vom Ende des Ersten Weltkriegs bis ins späte 20. Jahrhundert. Es untersucht, wie historische Transormationen des völkerrechtlichen Status bestimmter Territorien, vermittelt durch Institutionen wie den Völkerbund und die Vereinten Nationen, materielle Effekte auf deren räumliche Konfiguration hatte.
Ausgehend von der Prämisse, dass Recht eine räumliche Praxis ist, untersucht das Forschungsprojekt, wie das internationale Recht nicht nur den territorialen Status formal regulierte, sondern auch – direkt oder indirekt – die physischen und organisatorischen Strukturen des Raums prägte, beispielsweise durch technische Hilfe beim Bau und bei der Planung. Mit einem Schwerpunkt auf Fallstudien wie Ghana, Namibia und Tansania, die im 20. Jahrhundert unterschiedlichen völkerrechtlichen Status unterlagen, werden umfangreiche Archivforschungen durchgeführt, die rechtliche und institutionelle Dokumente umfassen.
Mit einem interdisziplinären Ansatz, der Völkerrecht, Geschichte, Architektur und Stadtforschung miteinander verbindet, soll das Projekt aufzeigen, wie nicht-rechtliche Techniken wie Architektur, Stadtplanung und Infrastrukturentwicklung zur Gestaltung spezifischer Formen von Staatlichkeit, Souveränität und völkerrechtlicher Rechtssubjekte beigetragen haben. Dabei werden lokale Prozesse der räumlichen Transformation in einen breiteren globalen Kontext gestellt und aufgezeigt, wie das internationale Recht durch seine materielle Einwirkung auf den Raum historische Ungleichheiten sowohl reproduziert als auch in Frage gestellt hat.
Als Teil des Graduiertenkollegs „Organizing Architectures” schlägt dieses Projekt eine Brücke zwischen der Geschichte des Völkerrechts und der Architekturgeschichte. Durch die Untersuchung der sich überschneidenden Gruppen, die an der Planung und Organisation verschiedener Territorien beteiligt sind, soll ein differenzierteres Verständnis des Völkerrechts als Teil umfassenderer Strukturen ungleicher Macht-, Autoritäts- und Ressourcenverteilung vermittelt werden, die sich in konkrete, materielle, im Raum verankerte Dimensionen ausweiten.
