Politische Echos räumlicher Konfigurationen

Wie sich Stadtentwicklungspläne auf soziale Interaktionen auswirken

In einer zunehmend urbanisierten Welt, die von Bevölkerungsbewegungen geprägt ist, wächst das Interesse an den Auswirkungen der räumlichen Organisation auf das politische Verhalten. Die öffentlichen Räume einer Stadt sind Orte, an denen sich Menschen unterschiedlicher Herkunft begegnen können, beispielsweise Straßen, Plätze, Parks und Gehwege. In dieser Forschung wird der Zusammenhang zwischen Wahlverhalten und der Kopräsenz verschiedener ethnischer Gruppen in öffentlichen Räumen der Stadt Berlin untersucht. Frühere Studien haben gezeigt, dass die Gestaltung des Raums Bewegungsmuster und damit auch Muster die Kopräsenz erzeugt. Wenn Menschen sich in der Stadt bewegen, nehmen sie die Menschen in ihrer Umgebung wahr. Die Kontakttheorie hat das Potenzial der Beobachtung von Andersartigkeit zur Steigerung der Toleranz hervorgehoben, während Geograf*innen darauf hinweisen, dass räumliche Nähe Vorurteile verstärken kann. In jüngerer Zeit haben einige Studien untersucht, wie sich bestimmte Arten der städtischen Struktur auf Wahlentscheidungen und Wahlbeteiligung auswirken, und damit gezeigt, dass es noch weiteren Forschungsbedarf hinsichtlich der Auswirkungen der räumlichen Konfiguration auf das Wahlverhalten gibt.

Was Menschen beobachten, wenn sie sich durch öffentliche Räume bewegen, prägt ihr Verständnis der Welt um sie herum. Das Wählen ist ein Ausdruck dieser Weltanschauung, die sich auch im Nicht-Wählen manifestieren kann. Anhand des methodischen Rahmens von Space Syntax wird analysiert, wo Berlins Netz an öffentlichen Räumen Begegnungen fördert oder behindert. Diese räumliche Analyse wird mit den Abstimmungs- und Enthaltungsergebnissen der Bundestagswahlen seit 2009 abgeglichen. Die Daten werden anhand anderer Faktoren kalibriert, die das Wahlverhalten beeinflussen können, wie beispielsweise demografische und sozioökonomische Informationen. Ziel ist es, auf diese Weise zum Verständnis der politischen Echos räumlicher Konfigurationen in einer vielfältigen Gesellschaft beizutragen.

Die räumliche Konfiguration prägt die Kopräsenz in den öffentlichen Räumen Berlins.
Die räumliche Konfiguration prägt die Kopräsenz in den öffentlichen Räumen Berlins. © Daniel Frese